Die historische Bibliothek des Brigittenklosters Maria Frucht
Eine Reihe von glücklichen, aber historisch im Detail nachzuvollziehenden Zufällen ist es zu danken, daß die historische Bibliothek des Kaldenkirchener Brigittenklosters Maria Frucht nicht das gleiche klägliche Schicksal erlitt, wie die meisten anderen linksniederrheinischen Klosterbibliotheken.
Während beispielsweise von der einstmals sicher noch größeren Bibliothek des Brüggener Kreuzherrenklosters, es war immerhin lange Zeit Studienort der Novizen des Ordens, kein Blatt erhalten blieb und auch im Gebiet des gesamten heutigen Kreises Viersen von den zahlreichen, dort einstmals vorhandenen Klöstern kaum nennenswerte Bibliotheksreste bekannt sind, ist die Kaldenkirchener Klosterbibliothek mit ihren weit über 700 Bänden ein kulturelles Erbe am Niederrhein von einzigartigem Wert.
Das Kloster war 1625 mit durchaus gegenreformatorischen Absichten durch zahlreiche Vergünstigungen des Wittelsbachschen Herzogs von Jülich und Berg Wolfgang Wilhelm gegründet worden. Die Niederlassungen des Salvator- oder volkstümlich Brigitten-Ordens (benannt nach der Ordensgründerin Brigitta von Schweden) sind im Rheinland längst nicht so zahlreich wie etwa die Klöster der Benediktiner, der Franziskaner oder der Augustiner. Klöster des Brigittenordens gab es in Köln, in der Nähe von Bonn, in Kaikar und das Mutterkloster Marienbaum bei Xanten.
Die späte Gründung des Kaldenkirchener Brigittenklosters Maria Frucht im 17. Jahrhundert beeinflußt und bestimmt auch seine Bibliothek. Illuminierte Handschriften, gar solche aus einer eigenen Schreibstube, kann man zu dieser Zeit nicht mehr erwarten. Die Bücher der Kaldenkirchener Brigittenbibliothek sind überwiegend Drucke des 16. – 18. Jahrhunderts. Sie entsprechen in ihrem Inhalt den Aufgaben und Zielen des Ordens, dessen Priestermönche als Seelsorger und Prediger im Bereich ihrer Niederlassung tätig waren.
An schönen älteren Drucken des 16. Jahrhunderts sind mehrere Bibelausgaben bemerkenswert, darunter eine niederländische mit Holz-schnitten (Antwerpen 1565), herausgegeben von Nicolaus van Wnghe, und die deutsche Johann Dieten-berger-Bibel (Köln 1587), gleichfalls mit Holzschnitten verziert, die als erste vollständige deutsche Bibelübersetzung von katholischer Seite der Lutherbibel gegenüberstand und lange Zeit „Die Katholische Bibel“ war.